Beim klimafreundlichen Einsatz von Inhalativa in der Therapie von Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD ist noch viel Luft nach oben. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) will diesen Zustand ändern. In federführender Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) hat sie jetzt die S2k-Leitlinie „Klimabewusste Verordnung von Inhalativa“ verabschiedet – ein Update der vorherigen S1-Leitlinie, die sich erstmalig mit dem Thema befasst hat. Die neue Leitlinie richtet sich vor allem an Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Praxisteams, Apothekerinnen und Apotheker als auch Mitarbeitende anderer Gesundheitsfachberufe, um passende Wege zu weniger CO2-Emissionen aufzuzeigen.
In Deutschland ist das Gesundheitswesen für 5,2 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, den größten CO2-Fußabdruck im primärärztlichen Bereich verursachen Medikamente. Einen Beitrag dazu leisten auch Inhalativa zur Therapie von Atemwegserkrankungen: Im Gegensatz zu sogenannten „Dry Powder Inhaler“ (DPI) mit Wirkstoff in Pulverform enthalten Dosieraerosole (DA) klimaschädliche Treibhausmittel. „Hierzulande werden etwa zu 50 Prozent Dosieraerosole und zu 50 Prozent Pulver-Inhalationssysteme genutzt. Wenn man sich vor Augen führt, dass in Skandinavien rund 90 Prozent in Pulverform inhaliert wird, ist das eine schlechte Position. Dafür gibt es auch keine Rechtfertigung, es ist einfach Verschreibungspraxis in Deutschland“, sagt Dr. Christian Grah (Foto), Vorsitzender der DGP-Taskforce „Klimawandel und Gesundheit“ und einer der drei Hauptautoren der neuen Leitlinie. Insgesamt würden sowohl zu viele als auch die falschen Inhalativa verschrieben. Salbutamol-Dosieraerosole seien ein Beispiel für vermeidbare Klimaschäden die durch die Medizin in Deutschland verursacht werden.
Neue Leitlinie gibt wichtige Entscheidungshilfen bei der Verordnung
Vor diesem Hintergrund soll die neue Leitlinie eine Hilfestellung geben, um das Verordnungsverhalten zu verändern. Dafür fasst sie zum einen die vorhandene Evidenz zur Entscheidung zwischen DPI und DA zusammen und benennt bei der Auswahl auch die potenziellen Klimaschäden. „Dadurch trägt unsere Leitlinie zum einen dazu bei, dass der durch Dosieraerosole entstehende Klimaschaden bekannter wird. Zum anderen kann sie helfen, das Versorgungungleichgewicht in Deutschland zu verändern. Letztendlich helfen wir damit also nicht nur den einzelnen Menschen, sondern dem Klima und der Umwelt – und damit auch wieder der Gesundheit“, so Grah. Da durch die klimatischen Veränderungen Krankheiten wie Asthma und COPD in Zukunft deutlich häufiger auftreten werden, ist die DGP über die Leitlinien-Arbeit hinaus mit verschiedenen Interessengruppen im Gespräch, um das Thema klimafreundliche Inhalativa voranzutreiben. Dazu zählen die Deutsche Allianz für Klima und Gesundheit mit ihrem Nachhaltigkeitskongress CleanMedBerlin oder die Dachverbände der Krankenkassen.
Hier finden Sie die S2k-Leitline „Klimabewusste Verordnung von Inhalativa“.
Terminhinweis für Journalistinnen und Journalisten:
Freitag, 22. März, 15.30 bis 16 Uhr
Expertengespräch zur klimabewussten Verordnung von Inhalativa: die neue S2k-Leitlinie von DGP sowie DEGAM
Experte: Leitlinien-Koordinator Dr. Christian Grah. Moderation: Privatdozent Dr. Christoph Fisser (YoungDGP)
Pneumologie-Kongress im Congress Center Rosengarten Mannheim
Bühne in der DGP-Lounge, Mozartsaal
Alle Infos zum Termin und zur Akkreditierung unter: www.pneumologie-kongress.de/presse
Foto: Dr. Christian Grah; Gemeinschaftskrankenhaus Havelhoehe